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Klärwerke als Corona-Frühwarnanlage/  Kann Corona im Abwasser aufgespürt werden?

Klärwerke als Corona-Frühwarnanlage/ Kann Corona im Abwasser aufgespürt werden?

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Maria
July 7, 2022
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Stäbchen in die Nase oder den Rachen: Nicht nur mit Tests lässt sich verkünden, wie stark SARS-CoV-2 verbreitet ist. Auch Klärwerke könnten aus Sicht von Fachleuten der Frühwarnung dienen. 

Die Idee an sich ist nicht neu: Denn Abwasseranalysen auf Polio werden in einigen Ländern seit vielen Jahren durchgeführt. In zahlreichen Ländern wird das Abwasser in kleineren Projekten oder im Zuge größerer Erhebungen auch auf SARS-CoV-2 untersucht. In Nachbarländern wie Österreich und den Niederlanden weisen jeweils Corona-Dashboards im Internet die Ergebnisse aus. Dabei stehen auch regionale Angaben zur Verfügung. 

Abwasseranalysen auf Corona-Spuren erzeugen relativ niedrige Kosten, der Aufwand wäre gering und man würde ein Echtzeit-Lagebild der Pandemie erhalten. Aus diesen Gründen haben sich Amtsärzte kürzlich für eine Ausweitung von Abwasseranalysen auf Corona-Spuren ausgesprochen. „Optimal wäre, wenn alle Kommunen mitmachen würden“, sagt der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Johannes Nießen. Aktuell läuft in Deutschland noch bis März 2023 ein Pilotprojekt mit 20 Standorten, unter anderem in Berlin. 

Wie wird Corona im Abwasser entdeckt? 

Im Abwasser finden sich, stark verdünnt, winzige Virusbestandteile, die manche Infizierte beim Zähneputzen oder beim Toilettengang ausscheiden. In den teilnehmenden Klärwerken werden Abwasserproben von je circa 200 ml entnommen. „Wir extrahieren die Viren aus der Probe und nehmen dann eine PCR-Untersuchung vor, wie man das auch vom Abstrich in der Nase oder dem Rachen kennt“, erklärt Emanuel Wyler, der seit Anfang 2021 am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin Analysen zu Virusvarianten mit durchführt. Untersucht werde die Probe nicht nur auf SARS-Cov-2, sondern für die Vergleichbarkeit auch auf harmlose, aber weit verbreitete Pflanzenviren.

Vorteile dieser Untersuchungen sind der zeitliche Vorlauf im Vergleich zu den offiziellen Pandemie-Daten und die Unabhängigkeit von der Zahl durchgeführter (PCR-)Tests. Kurz gesagt: Während sich nur manche Menschen testen lassen, muss jeder auf Toilette. Mit dem Abwasser ist man laut Experten näher an den tatsächlichen Infektionen dran, weil Infizierte auch bereits vor Erkrankungsbeginn Viren ausscheiden. Die Meldezahlen hingegen hängen der tatsächlichen Entwicklung hinterher, weil Zeit vergeht von der Ansteckung über den Krankheitsausbruch bis hin zum PCR-Ergebnis und der Meldung ans Robert Koch-Institut (RKI).

Die Angaben zum zeitlichen Vorlauf verglichen mit den RKI-Kurven variieren: Bei den Berliner Wasserbetrieben werden sieben Tage Vorlauf genannt, die Stadt Köln geht dagegen von einem Zeit-Vorsprung von vier bis zehn Tagen aus. Auch Virusvarianten lassen sich mit Zusatz-Untersuchungen nachweisen. Technisch möglich ist es laut Experten auch, Orte von besonderem Interesse wie große Firmen oder Flughäfen unter die Lupe zu nehmen.

„Abwassermonitoring kann recht gut zeitliche Entwicklungen darstellen und ggf. auch Hotspots erkennen, je nachdem, wie kleinräumig das gemacht wird“, meint der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb. Insofern sei es – auch weil es im besten Fall schnell Informationen liefere – durchaus eine „wertvolle Ergänzung“.

Wie geht man mit den Erkenntnissen von Abwasseranalysen um?

Für Wyler ist die große Frage, was man mit der Erkenntnis anstellt, dass an einem Ort ein Ausbruch im Gange ist oder sich die nächste Welle abzeichnet. Schickt man bei einer bestimmten Entwicklung zum Beispiel wieder mehr Menschen ins Homeoffice? Verhängt man eine Maskenpflicht oder erlässt man als Krankenhaus vorsorglich eine Urlaubssperre? „Das muss von der Politik beantwortet werden.“

Wyler gibt zudem zu bedenken, dass Abwasserwerte keinerlei Auskunft über die Krankheitsschwere erlauben und lediglich Trends beim Infektionsgeschehen erkennen lassen. Es könne nicht auf die Zahl der gegenwärtig Infizierten in der Bevölkerung rückgeschlossen werden. Es braucht laut Forschern auch ein gewisses Infektionsgeschehen, um das Virus im Abwasser aufspüren zu können. 

Was kosten Abwasseruntersuchungen auf Corona?

Ein Test zum SARS-CoV-2-Nachweis kostet nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe circa 300 Euro. Die Bestimmung der Variante schlage mit weiteren 200 Euro zu Buche. „Wir haben ein digitales PCR-Gerät angeschafft und einen Mikrobiologen eingestellt“, teilte ein Sprecher mit. Ein Teil der Untersuchung werde an ein externes Labor vergeben. „Viele, gerade kleinere Wasserversorger ohne eigene Labore müssten sicher diesen Weg der Vergabe gehen“, erklärte der Sprecher.

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) spricht von voraussichtlichen Kosten von 14 Millionen Euro, wenn man die 235 größten Klärwerke in Deutschland einbeziehen würde – damit sei rund die Hälfte der Bevölkerung erfasst. Auch für Forscher Wyler ist es nicht nötig, wirklich aus jeder Kommune Proben zu haben. Etwa Proben seien aus den 100 größten Kläranlagen Deutschlands ausreichend. 
Quelle:pta.heute.de
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