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Beeinflussen sich Grippe und Corona gegenseitig?

Beeinflussen sich Grippe und Corona gegenseitig?

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Maria
November 10, 2022
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Die Grippeimpfaktivität ist in der letzten Influenzasaison 2021/22 erfreulicherweise gestiegen: Im letzten Winter ließen sich 47,3 Prozent der ab 60-Jährigen gegen Influenza impfen, in der Vorsaison 2020/21 lag die Impfquote der Senioren hingegen bei nur 38,8 Prozent. 

Ähnlich sieht es bei der Impfung von Schwangeren und von Erwachsenen mit Grunderkrankungen aus – 2020/21 lagen die Impfquoten höher als noch 2019/20 (siehe Tabelle). Das berichtete das Robert Koch-Institut (RKI) im Epidemiologischen Bulletin 50|2021 und bezieht sich dabei auf Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen.

BevölkerungsgruppeInfluenza-Impfrate gesamt
 2019/20202020/2021
Standardimpfung – Personen ≥ 60 Jahre38,8%47,3%
Indikationsimpfung – Personen ≥ 18 Jahre mit Grunderkrankungen32,3%39,3%
Impfung von Schwangeren16,6%23,2%

Als Treiber für die erhöhte Influenza-Impfbereitschaft gilt die COVID-19-Pandemie und die Sorge vor Doppelinfektionen sowie schweren Verläufen. Ob auch die Impfquoten in der kommenden Grippesaison 2022/23 davon profitieren, wird das RKI erst 2023 auswerten können.

So begrüßenswert dieser Trend auch ist, bleibt die Impfmotivation der Deutschen dennoch deutlich hinter den Erwartungen der Europäischen Union zurück. Diese sieht eine Impfquote von 75 Prozent bei älteren Menschen ab 60 Jahren vor.

Corona und Grippe gleichzeitig: Wie wahrscheinlich ist das?

Wie Wissenschaftler der Johns-Hopkins-Universität Ende 2021 

 publizierten, traten Doppelinfektionen mit SARS-CoV-2 und Influenza in den letzten beiden Jahren „sehr selten“ auf. Doch könnte sich dies unter anderem auf Infektionsschutzmaßnahmen (wie Maske, Abstand und Social Distancing) zurückführen lassen, die vielerorts mittlerweile aufgehoben oder zumindest gelockert sind. 

Folglich ist auch in diesem Jahr ein Grippeimpfschutz für die von der STIKO empfohlenen Risikogruppen wichtig – denn ganz unbeeinflusst lassen sich SARS-CoV-2 und Influenza gegenseitig nicht.

Influenzaviren, SARS-CoV-2 und der ACE2-Rezeptor

2021 zeigten Wissenschaftler 

, dass auf Bevölkerungsebene eine Influenza-Infektion mit einer durchschnittlich 1,8- bis 3,4-fach höheren Übertragung von SARS-CoV-2 assoziiert war. Mitverantwortlich dafür soll der Einfluss von Influenzaviren auf ACE2 sein – der Rezeptor, den SARS-CoV-2 benötigt, um menschliche Zellen zu infizieren. So gibt es experimentelle Hinweise darauf, dass eine Influenza-Infektion die Expression von ACE2 hochreguliert. 

Die Wissenschaftler schlussfolgerten damals, dass eine „Influenzavirusinfektion die Übertragung von SARS-CoV-2 verstärkt und die Ausbreitung während der COVID-19-Epidemie Anfang 2020 in Europa begünstigt haben könnte“. Eine „verstärkte Einführung von Influenza-Impfstoffen“ könne erforderlich sein, um zum einen die „Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Influenza-Infektionen zu verringern“ und zum anderen die „Übertragung von SARS-CoV-2 und die COVID-19-Mortalität zu reduzieren“.

Andere Daten publizierte jüngst eine US-amerikanische Arbeitsgruppe im „Journal of Virology“

 – allerdings aus Zellkultur- und Tierversuchen (Goldhamster): Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Influenzaviren vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützten. Allerdings funktionierte der Schutz nur in eine Richtung, und eine SARS-CoV-2-Infektion bot keinen Infektionsschutz vor Influenza. Inwiefern sich diese Daten auf den Menschen übertragen lassen und welche klinische Relevanz sie haben, ist derzeit unklar.

Zur Erinnerung: Wer sollte sich gegen Influenza impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeimpfung für:

  • alle Personen ab 60 Jahre,
  • alle Schwangeren ab dem zweiten Trimenon; bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem ersten Trimenon,
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens,
  • Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen und
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen (siehe oben) gefährden können.

Geimpft werden sollten im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos außerdem

  • Personen mit erhöhter Gefährdung (z. B. medizinisches Personal),
  • Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr,
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können.

Ebenso sollten Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln eine Grippeschutzimpfung erhalten. Die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden.

Wann sollte eine Grippeschutzimpfung erfolgen?

Das Robert Koch-Institut empfiehlt eine jährliche Grippeschutzimpfung zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember. Bis der Körper einen Impfschutz aufbaut, dauert es zehn Tage bis zwei Wochen. Damit ist man zu Beginn der Grippewelle (meist um den Jahreswechsel) bestmöglich vor einer Infektion beziehungsweise schweren Erkrankung geschützt. 

Allerdings ist dieses Grippeimpf-Zeitfenster nicht in Stein gemeißelt. Auch eine spätere Grippeimpfung kann Sinn ergeben – schließlich wisse man nie, wie lange eine Grippewelle andauere, erklärte das RKI in einem früheren Gespräch mit der Redaktion: „Selbst zu Beginn und im Verlauf der Grippewelle kann es noch sinnvoll sein, eine versäumte Impfung nach­zu­holen. Schließlich ist nie genau vorher­zu­sagen, wie lange eine Influenza­welle andauern wird. In einigen Saisons wurde zum Beispiel nach einer Influenza-A-Welle noch eine nachfolgende Influenza-B-Welle beobachtet.“

In diesem Winter dürfen auch manche Apotheken gegen Grippe impfen – ihnen kommt folglich auch die wichtige Aufgabe zu, die Kunden über den optimalen Impfzeitpunkt aufzuklären sowie darüber, dass auch eine spätere Grippeschutzimpfung möglich und sinnvoll sein kann.

Grippeschutzimpfung in der Apotheke

Praktisch ist, dass man sich mittlerweile gegen COVID-19 und Influenza gleichzeitig impfen lassen kann. Mit Verfügbarwerden der ersten COVID-19-Impfstoffe empfahl die STIKO noch einen 14-tägigen Abstand zwischen einer COVID-19- und anderen Impfungen mit einem Totimpfstoff (wie die meisten Grippeimpfstoffe, abgesehen von Fluenz Tetra für Kinder und Jugendliche). Im September 2021 änderte die STIKO ihre Einschätzung: „Zwischen beiden muss ab sofort kein Impfabstand mehr eingehalten werden. Unter der Voraussetzung, dass eine Indikation zur Impfung sowohl gegen Influenza als auch gegen COVID-19 besteht, ist eine simultane Verabreichung beider Impfstoffe möglich“, erklärte das RKI im Epidemiologischen Bulletin 39|2021.
Quelle:ptaheute.de/Celine Bichay Foto:Copyright: https://de.123rf.com/profile_limbi007′>limbi007</a>

 

 

 

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